Die ersten Corona-Lockerungen sind da. Meine Familie und ich nutzen die neuen Freiheiten voll aus. Die Wochenend-Planung beinhaltet: einen Zoobesuch (der auch schon vorher möglich gewesen wäre), ein Essen im Restaurant (mit eher enttäuschender Qualität und unter Missachtung der geforderten Kontaktnachverfolgung) und zu guter Letzt lockt das Freibad. Wir erinnern uns: die Susanne will ja schwimmen lernen. Blöderweise befinden wir uns im kältesten Frühling seit zehn Jahren, deswegen fällt die Wahl auf dieses Bad, das Dank der Nähe zum Heizkraftwerk über angenehm temperiertes Wasser verfügt. Tatsächlich: das Wasser hat gute 26 Grad bei 21 Grad Lufttemperatur. Ich plantsche etwas mit dem Sohn und nutze die Gelegenheit, um nach seinen Tauch-lern-Spielzeugtieren zu tauchen. Irgendwie muss meine Unterwasser-Paranoia ja mal weggehen. War dann auch gar nicht so schlimm. Der Sohn fischt sie konsequent mit dem Fuß raus. Noch ein Stückchen in Oma-Technik schwimmen und ein weiteres Stückchen im schultertiefen Wasser laufen (genial, hier kann ich die Wadenmuskulatur nutzen, an Land undenkbar) und das erste Mal „Schwimmen“ dieses Jahr ist geschafft.

23. Mai, abends
Heute treffe ich zum ersten Mal die Piris. Christian ist Leiter der Triathlon-Abteilung, seine Frau Silke ist begeisterte Sportlerin wie er. Ich laufe an Rädern vorbei, die ich vermutlich mit dem linken Bein hochheben könnte (links ist meine deutlich schwächere Seite) und werde von den Baby-Zwillingen neugierig beäugt. Meine Angst, im Verein auf Ablehnung zu stoßen, stellte sich schnell als unbegründet heraus. Christian ist total begeistert von der Idee und wahrscheinlich sogar motivierter als ich selbst. Während ich noch „ordentlich Schwimmen lernen, ankommen und Spaß haben“ im Kopf habe, denkt er an Sponsoren, Fördergelder und namhafte Events. Das fasziniert und erschreckt mich zugleich. Bin ich wirklich schon bereit dafür? Lust auf ernsthaftes Training habe ich, aber werde ich auch die nötige Zeit aufbringen können? Sponsoren haben bedeutet Medienpräsenz. Mein Ausgangspunkt ist nicht schlecht, aber mit dem Schlamassel der letzten Jahre, das mal mein Leben war, renne ich gerade vor den Kameras weg. Was soll ich denn schon erzählen? Diese medienfreundliche Motivationsgeschichte, die mir früher angehaftet ist, stimmt einfach nicht mehr. Wenn ich jetzt an die Vergangenheit denke, muss ich entweder weinen oder werde wütend. Oft beides gleichzeitig. Optimale Voraussetzungen, um Sponsoren von mir zu überzeugen, haha.

Update:
Ihr seht an dem Datum, dass ich noch eine Weile mit mir gerungen habe, mit dem Bloggen wieder anzufangen. Hat sich etwas wesentlich geändert? Ich fürchte, nein. Aber ich mache das jetzt einfach trotzdem, weil ich wieder ein Leben haben will und weil sich das Leben lebendiger anfühlt, wenn ich es mit Anderen teilen kann. Und zu diesem Leben gehört eben auch, dass es manchmal durcheinander und traurig ist.
Noch habe ich keine Ahnung, wie weit ich beim Projekt „Paratriathlon“ komme. Ich lade euch ein, mich auf diesem Weg zu begleiten.


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